Was ist Trauer?

Trauer – die heilende Kraft

„Zurück ins Leben findet man erst im Durchleben der Trauer.“ Trauer ist ein gesundes, angeborenes Reaktionsmuster auf Verlusterlebnisse; sie ist gleichzeitig Ausdruck und Bewältigungsprozess. Das bedeutet: Man muss die Trauer durchleben, um sie zu bewältigen. Trauer ist Arbeit. Somit haben Trauernde Einfluss auf ihre Trauer: Trauer ist ein Prozess, in dem der Trauernde aktiv Aufgaben zu bewältigen hat.

Die Phasen und Aufgaben der Trauerarbeit:

  • 1. Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens / Schock / Betäubung

    Zu Beginn wird der Verlust für nicht real gehalten, deshalb wirken Betroffene oft als emotionslos und starr. Sie haben das Gefühl, der Verstorbene kommt wieder zur Tür herein. Die Phase dauert Stunden bis Tage, kann aber auch länger dauern. Die Betroffenen klagen häufig über Gefühlstaubheit und dass sie nicht weinen können. Dass liegt daran, dass noch nicht wirklich realisiert wurde, was passiert ist. Dieser Zustand ist ein Zustand des psychischen Schocks, der als Schutzmechanismus zu bewerten ist: Würde der Betroffene vom ersten Augenblick an realisieren, was der Verlust im vollen Umfang für ihn bedeutet, würde er das weder psychisch noch physisch aushalten.

    Aufgabe: Die Realität des Verlustes akzeptieren

    Damit Trauergefühle aufbrechen können, um die gesunde Bewältigungsarbeit  anzutreiben, ist es nötig, den Verlust verstandes- und gefühlsmäßig zu realisieren. Der Betroffene muss begreifen, dass es eben doch wahr ist, so schlimm es auch ist! Erst dann kommen Trauernde einen Schritt weiter - in die nächste Phase und zur nächsten Aufgabe. Die Verabschiedung vom Verstorbenen kann das Realisieren unterstützen.

  • 2. Phase der aufbrechenden Emotionen

    Schmerzhafte Erinnerungen und starke Trauergefühle brechen auf, die oft als chaotisch und nicht steuerbar erlebt werden: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung, Schuld, aber auch Dankbarkeit und Erleichterung erlebt der Trauernde als wildes Wechselbad von Emotionen. Der Verstorbene und die Zeit mit ihm werden oft idealisiert.

    Aufgabe: Den Schmerz und andere Aspekte des Verlusts erfahren

    Die unterschiedlichen Emotionen der Trauer sollen zugelassen und ausgehalten werden, um den Verlust aufarbeiten zu können. Wer diese Gefühle nicht zulässt oder mit Alkohol, Medikamenten oder Arbeit wegdrückt, blockiert den Bewältigungsprozess.

  • 3. Phase des Suchens und sich Trennens

    Der Verstorbene wird bewusst und aktiv gesucht und damit findet immer wieder ein kleines Stück "Trennung und Abschied" statt. Das tut sehr weh, aber die Gefühle werden nicht mehr als völlig unkontrollierbar und chaotisch erlebt. Trauernde können das Suchen und sich Trennen schon besser selbst steuern (indem sie z.B. Fotos bewusst hervorholen und betrachten, dann aber das Album wieder schließen.) In dieser Phase wird besonders intensiv geträumt. Viele Angehörige berichten, dass der Verstorbene im Traum erscheint, ihnen mitteilt, dass es ihm gut geht und sich dann verabschiedet. Diese Träume werden als schön und beruhigend beschrieben. Sie können als tiefe Sehnsucht gesehen werden, den Verstorbenen noch einmal zu sehen. Gleichzeitig findet noch einmal ein bewusstes Stück Abschied statt.

    Das alte Leben wird aber schon versucht als abgeschlossen zu sehen. Der Verlust wird schweren Herzens akzeptiert und das Bild des Verstorbenen wird allmählich wieder differenzierter.

    Aufgabe: Die Anpassung an eine Umgebung, in der der Verstorbene fehlt

    Es wird bewusst, welche Rollen und Funktionen der Verstorbene im Leben des Hinterbliebenen innehatte. Der Hinterbliebene muss nun diese Lücken füllen und auch mit offenen Stellen leben lernen, was dazu führen kann, dass er neue Fertigkeiten erwerben muss, die vorher in das Aufgabengebiet des nun Verstorbenen gefallen sind.

  • 4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs

    Der Trauernde wendet sich langsam wieder der Welt zu, orientiert sich neu. Er hat wieder Energie für positive und zukunftsorientierte Aktivitäten. Zu bestimmten Zeiten (Weihnachten, Geburtstag, Hochzeitstag, Todestag etc.) sind Rückfälle in die früheren Phasen normal.

    Aufgabe: Für die tote Person einen Platz finden, der es erlaubt, sich an diese zu erinnern.

    Gut bewältigte Trauerarbeit bedeutet nicht, dass der Verstorbene „vergessen“ wird, es geht vielmehr darum, die Beziehung zum Verstorbenen in eine Erinnerungsbeziehung umzuwandeln. Die Erinnerungen können auch schmerzen, ohne dass man von pathologischer Trauer sprechen muss. Es wird aber immer mehr möglich, sich vor allem an Schönes zu erinnern.


Die Dauer der einzelnen Phasen kann unterschiedlich lange sein und das Aufeinanderfolgen der einzelnen Phasen darf nicht als streng gesehen werden. Die Länge und Intensität der Trauerarbeit ist auch abhängig von der Art des Verlustes und dauert in den meisten Fällen länger als ein Jahr (Quelle: Trauerphasen & Trauerbewältigung).


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Wahrer Trost

Trauernden in ihrem Leid beistehen.

Jemanden von seinen Trauer- Gefühlen wegbringen zu wollen, die trotzdem da sind, ist der falsche Weg. Es kann verletzend wirken, weil über die Gefühle hinweggegangen wird, sie werden weggewischt, das Bedürfnis nach Zuwendung und Einfühlsamkeit wird ignoriert.

Trost wirkt dann positiv, wenn man Trauernden in ihrem Leid beisteht, einfach für sie da ist. Das Dasein reduziert Gefühle von Niedergeschlagenheit, Einsamkeit und Hilflosigkeit. Trauernde müssen ihrer Trauer nachkommen dürfen und dürfen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, sich beherrschen zu müssen. Das Ausdrücken dürfen dieser Gefühle ist schon „der halbe Trost“. Die andere Hälfte des Trostes setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

Trauernde spüren intuitiv wer ihnen gut tut und wer nicht. Wichtig ist, dass sie diesem Gefühl auch trauen und sich ggf. abgrenzen. Menschen, die nicht guttun, können nicht zuhören, sondern reden auf die Betroffenen ein, geben „gute“ Ratschläge, „psychologisieren“ und „analysieren“, wirken besserwisserisch. Fehlende Worte, eigene Unsicherheit oder Unwissen werden von ihnen mit Phrasen überbrückt wie:

„Die Zeit heilt alle Wunden!“,

„Das wird schon wieder!“,

„Du bist ja noch jung!“,

„Du hast ja noch andere Kinder!“,

„Du kannst ja noch Kinder bekommen!“,

„Wer weiß, was ihm durch seinen Tod noch erspart geblieben ist…“

Diesen Phrasen fehlt jegliches Einfühlungsvermögen, sie bleiben an der Oberfläche und verletzen die Trauernden sehr. Nach Dr. Christine Pernlochner-Kügler (Quelle: www.aspetos.de).

Anregungen für Angehörige und Freunde von Trauernden

Was können Sie tun? Wie sollten Sie sich verhalten?

Bekannte, Freunde, Nachbarn oder Familie vermeiden oft aus Angst und Verunsicherung, etwas falsch zu machen oder nicht helfen zu können, den Kontakt zu Trauernden.

Aber: Trauernde brauchen Tröstende, also Menschen, die ihnen im Gespräch eine Stütze und Hilfe sein können. Oft sind es nur einfache Dinge und nicht die großen Worte, die helfen. Trauen Sie sich zu trösten! Gehen Sie auf die Bedürfnisse des Trauernden ein und nicht nach Ihren eigenen Bedürfnissen!

Manche Trauernde wollen über die Ereignisse reden: Hören Sie geduldig zu, wenn Trauernde von den Ereignissen erzählen, verstärken Sie dabei aber nicht das „Schreckliche – Entsetzliche“ sondern zeigen Sie Verständnis und Anerkennung für das Verhalten des Trauernden.

Trauernde wiederholen oft immer dieselbe Geschichte. Das ist mühsam für den Zuhörer. Seien Sie geduldig, denn das wiederholte Erzählen gehört zum Verarbeiten dazu, es hilft.

Manche Trauernde wollen nicht reden: Ermutigen Sie den trauernden Freund dazu, sagen Sie ihm, dass reden hilft, zwingen Sie ihn aber nicht dazu. Wenn er nicht reden will, akzeptieren Sie das, sagen Sie ihm aber, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht und signalisieren Sie ihm Ihre Gesprächsbereitschaft.

Verzichten Sie auf Phrasen, die unglaublich verletzen:

„Die Zeit heilt alle Wunden!“,

„Das wird schon wieder!“,

„Du bist ja noch jung!“,

„Du hast ja noch andere Kinder!“,

„Du kannst ja noch Kinder bekommen!“,

„Wer weiß, was ihm durch seinen Tod noch erspart geblieben ist…“

Wenn man sprachlos ist, wenn einem die Worte fehlen, ist es besser, dies offen zu sagen. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!", "Mir fehlen die Worte!" bringt Sprachlosigkeit zum Ausdruck und hilft dem Trauernden mehr als Trostfloskeln oder Ratschläge.

Versuchen Sie, mit dem Trauernden in den Alltag zurückzukehren, das zu tun, was Sie auch vor dem Geschehen getan haben. Helfen Sie ihm den Tagesablauf zu strukturieren.

Versuchen Sie den Trauernden in der nächsten Zeit vor unnötigem und zusätzlichem Stress zu schützen, greifen Sie aber dabei nicht in die Alltagsaufgaben ein, die er selbst bewältigen muss!

Lassen Sie sich und dem trauernden Freund jetzt bewusst etwas Gutes zukommen! Machen Sie jetzt vermehrt und bewusst das, was Ihnen beiden gut tut.

Wenn Ihr Freund/Bekannter Sport betreibt, Hobbys hat usw. hilft ihm dies jetzt Stress abzubauen! Fördern Sie jetzt solche Tätigkeiten!

Passen Sie auf Reaktionen auf, die ungewöhnlich sein können. Sollten sich diese verstärken und andauern (Schlafstörungen, Alpträume, Reizbarkeit, Isolation, vermehrtes Grübeln, Schuldgefühle usw.), versuchen Sie ihn zu bewegen psychologische Hilfe anzunehmen. Haben Sie Geduld! Die Integration eines Verlustes kann einige Zeit dauern – Sie können dabei nur beistehen. Verarbeiten muss der Trauernde es selbst! Dr. Christine Pernlochner-Kügler und Dr. Markus Ploner (Quelle: www.aspetos.de).

Wie kondoliere ich angemessen?

„Trösten ist eine Kunst des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen und schweigend mitzuleiden.“

- Otto von Leixner

Ihr Verhältnis zum Trauernden und Ihre Persönlichkeit sollten Ihre Reaktion bestimmen. Sie haben aus der Zeitung erfahren, dass ein Freund oder Bekannter verstorben ist. Vielleicht haben Sie auch vom Tod eines Verwandten durch einen Trauerbrief erfahren. Wie sollen Sie sich nun verhalten? Sie sollten auf jeden Fall auf die Nachricht reagieren und Ihre Betroffenheit ausdrücken. Sie helfen den Trauernden, indem Sie an Ihrem Schmerz teilhaben. Ihre Art und Weise der Reaktion hängt von Ihrer Beziehung zum Verstorbenen, zu den Hinterbliebenen und auch von Ihrer Persönlichkeit ab.

Wie begegnen Sie dem Trauenden?

Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Floskeln! Wenn Ihnen nichts Passendes einfällt, dann schweigen Sie besser. Ein Blick, ein Händedruck oder eine Umarmung sagen oft schon genug.

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